Viel Lärm um GHEC? - Vom Positiven des Dramatischen...


Wer hat nicht schon einmal die Situation erfahren, im Gespräch mit anderen an einer offensichtlich unüberwindlichen Mauer des Unverständnisses zu stehen? Da wirkt ein benutzter Begriff wie ein Reizwort, wie eine Tretmine, weshalb jedwede sinnvolle, gar rationale Kommunikation plötzlich unmöglich erscheint. Ein Beispiel: Im Gespräch verwenden Sie den unbequemen Begriff „Freiheit“ und denken hierbei an selbstbestimmte Menschen, die sich von der Herrschaft gelöst, eben: befreit haben; doch Ihr Gegenüber denkt etwa an die Freiheit des Konsums oder des Verkehrs („freie Fahrt für freie Bürger!“)... Statt Verständigung entsteht hier ein ideologischer Grabenkampf. Stellen Sie sich sogar vor, Ihr Gegenüber beruft sich auf die „Macht des Faktischen“ oder auf die Normen der Mehrheiten, um Sie nun zum Idealisten zu stempeln, zum Träumer, zum naiven Trottel gar, der an die Freiheit des Menschen glaubt... Und Sie, eingeschüchtert,verunsichert, ziehen sich zurück und beginnen, sich gar dafür zu schämen, daß Sie die im Grundgesetz postulierte Freiheit ernstgenommen haben...

Offensichtlich wohnt manchen Begriffen eine solch magische Kraft inne, daß es kaum mehr gelingt, eine sinnvolle Klärung herbeizuführen. Und jeder weitere Versuch der Klärung verschlimmert die Lage, die Unmöglichkeit der Kommunikation. Hierbei werden gewisse Personen und Persönlichkeiten sich durch eine beanspruchte Machtposition  „einschüchtern“ lassen; wiederum andere werden sich von ihren Überzeugungen oder ethischen Standpunkten nicht so leicht abbringen lassen, werden auch dann nicht „klein beigeben“, wenn ein Schwall an Beschimpfungen sich über sie ergießt. Wer einen solchen Konflikt von außen betrachtet, wird daran viel Interessantes finden, läßt sich doch an ihm vieles ablesen.

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Zur Sache: In einem Land, das wider alle Vernunft den „Schulanwesenheitszwang“ als Fortschritt der Humanität preist und an ihm „klebt“, scheinen viele derjenigen, die diesem demokratiewidrigen und menschenfeindlichen Schulzwang nicht zustimmen, sich ihm dadurch entziehen zu wollen, daß sie eine Vokabel benutzen, der fast ein zauberhafte Wirkung zugeschrieben werden könnte: Sie sprechen von „homeschooling“ oder von „home education“.

Zum besseren Verständnis kurz ein Schritt zurück: Wie jeder Zwang bewirkt selbstverständlich auch der Schulanwesenheitszwang gewisse Reaktionsmuster, die allerdings bei den betroffenen Menschen recht unterschiedlich ausfallen. Da sich also an den Reaktionen ablesen läßt, ob dieser Zwang vielleicht auch „positive“ Aspekte aufzuweisen hat oder im Gegenteil nur negativ, sprich: kontraproduktiv ist, möchte ich zunächst 10 Aspekte der Reaktionen hervorheben:
1.    Das Normale – oder das, was als normal bezeichnet, also an- und hingenommen wird – ist: Angesichts der allseits geltenden Selbstverständlichkeit der Schule, aber auch angesichts des Versprechens vom späteren Erfolg, der als Arbeit, als Geld, als Konsum konkretisiert werden soll, sehen die Betroffenen keine andere Wahl als sich dem schulischen Druck zu unterwerfen, also zu versuchen, aus dem Sich-Fügen das Beste zu machen; notfalls indem das Leid „wegrationalisiert“ werde.
2.    Für einige drückt sich der Widerstand gegen die Anpassung in Schulschwänzen aus: auf den „Schulanwesenheitszwang“ reagieren sie mit dem sog. „11. Gebot“: du sollst dich nicht erwischen lassen...
3.    Für andere scheint es auf das „abnorme“, sprich „auffällige Verhalten“ kein anderes Mittel als die Medikalisierung zu geben, etwa die langfristige Einnahme von diversen regulierenden oder leistungssteigernden Medikamenten.
4.    Nicht selten wird „Schulrenitenz“ psychiatrisiert: Wie viele junge Menschen, einer „Schulphobie“ bezichtigt, landen in der Psychiatrie, deren „Verbrechen“ es war zu signalisieren, daß sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln sich der schulischen Abrichtung entziehen wollten!
5.    Doch bei jenen „Hartgesottenen“, die sich nicht regelmäßig der Schule unterwerfen, kennt der „fürsorgliche Vater-Staat“ nur das Mittel der Kriminalisierung, indem sie beispielsweise in Arrest geschickt werden; diese von Richtern verfügte „erzieherische Maßnahme“ soll bewirken, daß sie im Gefängnis einsitzend zu „aufrechten Bürgern“ gemacht werden...
6.    Doch es gibt auch andere Reaktionsmuster: die Mutter/der Vater geht davon aus, das schulische Problem lasse sich durch einen Schulwechsel lösen: Also ab in eine andere, bessere Schule! Ab in eine Schule mit einer guten, auf einem großen, bekannten Namen begründeten pädagogischen Reputation: vielleicht in eine Reformschule, deren Ansatz bitte sehr eine aktive Beteiligung der Eltern vorsieht, damit Schule und Elternhaus „am gleichen Strang“ (er)ziehen?
7.    Sollten einige Eltern im staatlich beherrschten Schulsystem die Ursachen des Problems erblicken, scheint die einzig mögliche Lösung das „Privatisieren“ der Schule: Diesen „familiären Schulanwesenheitszwang“, bei welchen also das Elternhaus zur Schule umgewandelt wird, umschreibe ich als „familiäre Beschulung“.
8.    Eine Variante davon ist eine aus fundamentalistisch-religiösen Gründen praktizierte „familiäre Beschulung“, welche beispielsweise die „böse Evolutionstheorie“ (Darwin) verwirft und den „Kreationismus“ vertritt („Gott schuf...“)
9.    Bei einigen Schulverweigerern wissen sich Mütter und Väter nicht anders zu helfen, als ins Ausland zu flüchten, wo es – aus gutem Grunde! – die typisch deutsche Härte des Schulanwesenheitszwangs nicht (mehr) gibt.
10.  Merkwürdigerweise soll es auch in Deutschland junge Menschen geben, bei deren erfolgreicher Schulverweigerung die Behörden nicht energisch eingeschritten sind, sondern es sozusagen zu einem stillschweigenden Dulden kam: Ob auf Grund einer guten, demokratischen Argumentation/Abwehr der „Erziehungsberechtigten“; oder einer Einsicht der Schulbehörden, ist jetzt unerheblich. Es ist naheliegend, daß diese Schulverweigerer sich ja nicht negativ definieren lassen wollen, eben als Ablehner; um also diese Vertreter der heiligen Freiheit, insbesondere jener, frei sich zu bilden, positiv darzustellen, hat sich in Deutschland ein neuer Begriff eingebürgert: Diese Menschen werden als „Freilerner“ bezeichnet.

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Bei den folgenden Erörterungen geht es mir weder um eben das selbstverständliche Recht, frei sich zu bilden („Freilerner“, #10); noch um die unmittelbare oder mittelbare Bindung an die Institution Schule („Schüler“, #1 bis 6); sondern nur um die Punkte 7 und 8, um die Versuche von „homeschooling“. Vorab will ich klar zum Ausdruck bringen, daß ich der pädagogischen Ambition von „homeschooling“, also von „familiärer Beschulung“ in Deutschland keine Chance gebe, worüber ich sogar sehr zufrieden bin, denn ich halte Eltern nicht für besser als die staatlichen Pädagogen, und insbesondere wenn diese Eltern auch noch aus ideologischen, religiösen oder anderen Gründen agieren, werden sie mir zumindest verdächtig. (Wohlgemerkt: ich differenziere zwischen den „Eltern“, denen ich eine Rolle, eine Funktion und entsprechend eine typische, zumeist pädagogische Verhaltensweise zuschreibe; und dem „naturgegebenen“ und lebenslangen Status der – hoffentlich liebenden – Mutter und ggf. des Vaters!)

Wer nun meine kategorische Ablehnung näher und kritisch untersucht, wird entdecken, daß in der familiären Beschulung vieles mehr als problematisch ist.
1.    Worin unterscheidet sich die „normale“ von der „familiären Beschulung“? Im Grunde vor allem im Orte; und vielleicht in der ideologischen Schlagkraft: Wenn ein Elternpaar meint, die Erziehung der Zöglinge besser durchführen zu können als der Staat, werden sie diese „heilige Aufgabe der pädagogischen Abrichtung“ mit umso größerer Virulenz betreiben.
2.    Diese Frage könnte juristisch reduziert werden auf ein Konkurrenzproblem, indem diese Eltern sich auf GG-Art. 6 berufen und der Staat auf GG-Art. 7. Vielleicht kann ein Beispiel diese konkurrierenden Normen verdeutlichen: Die staatliche Ordnung beansprucht für sich, der möglichen Entstehung von „Parallel-Gesellschaften“ entgegenzuwirken; und die Schulbehörden stellen sich selbst als Garant der Bildung für alle dar. Stellen wir uns nun vor, religiös-motivierte Eltern würden ihr konfessionelles Dogma zum Maßstab erheben und ihren Nachwuchs benutzen, um zwanghaft ihre Beschulungsideologien zu realisieren: Werden die staatlichen Behörden stillschweigend zuschauen, wie der ohnehin wackelige freiheitlich-demokratische Grundkonsens unterlaufen wird?
3.    Könnte als ein anderer, zentraler Aspekt die Person des jungen Menschen wesentlich sein? Soll einfach hingenommen werden, daß er sowohl in den schulischen wie den familiären Erziehungsrealitäten als Objekt, als Empfänger einer pädagogischen Zwangsbeglückung betrachtet wird – und eben nicht als Subjekt gilt?
4.    Es möge mir eine kleine begriffliche Anmerkung erlaubt sein: Das eigentliche und grundsätzliche Problem, um das es hier geht, wird nicht dadurch gelöst, daß die propagierte „häusliche Beschulung“ nicht als „homeschooling“, sondern als „home education“ verkauft wird. Würde das englische Original als Richtschnur genommen, müßte „education“ davon befreit werden, was viele Deutsche nach wie vor unter Erziehung verstehen, nämlich eine Abrichtung, eine Anpassung, ein Gehorsam, um stattdessen das zu beschreiben, was im Englischen gemeint ist, nämlich eine „Akkulturation“, also die Bildung und kulturelle Eingliederung (welche womöglich die Muttersprache versinnbildlichen kann).

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Nun will ich zur Klarstellung die andere Position aufzeigen (#10): Daß der junge Mensch von daheim aus sich, das Leben, die Welt erkundet, scheint mir selbstverständlich und keiner Diskussion bedürftig. Daß er hierbei und hierfür die wirksame Unterstützung einer liebenden Mutter und eines liebenden Vaters erhält und genießt, scheint mir wohl evident, wo das zwischengenerationelle Verhältnis nicht von außen massiv gestört wird. Aber: seine Subjekthaftigkeit bedingt nicht nur, daß er diese Abenteuer selbstbestimmt gestaltet, also zum für ihn richtigen Zeitpunkt, Ort, mit den für ihn wesentlichen Partnern und mit der für ihn geeigneten Methodik. Sondern vor allem, daß er das Recht hat, „nein!“ zu sagen: Er kann und darf sich jeglicher Bildung entziehen und verweigern, er kann sich der Muße, der Leere, dem Nichts widmen, welche die Quelle allen Seins, aller Lust auf Entdeckungen, allen Wissens sind. (Dieses Plädoyer für die wesentliche Leere soll dem für familiär Beschulenden leider typischen Zwang zur Lehre gegenübergestellt werden!)

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Utopisch? Irreal? Träumerisch?

Nicht doch!

Aus meiner Sicht sind die Apologeten der familiären Beschulung geradezu realitätsferne Träumer, die durch ihr – übrigens auch juristisch! – unabdingbares Scheitern dem Ausbruch aus der Schulideologie leider einen großen Schaden zufügen. Wie könnten hingegen jene, die sich auf die im Grundgesetz verankerten Menschenrechte beziehen, um das unbedingte und bedingungslose Recht eines jeden Menschen, frei sich zu bilden, durchzusetzen, als wahnhafte Utopisten beschimpft werden? Weshalb sollten jene, die jedwede Altersdiskriminierung des jungen Menschen (zum „Kind“, zum „Zögling“, zum „Schüler“) ablehnen und die Selbstbestimmtheit, die Würde und Kompetenz der Person als Maßstab eines Fühlens, eines Denkens, eines (Nicht-)Handelns sehen, als Träumer abgeurteilt werden?

Es ist mir selbstverständlich nicht entgangen, daß die Apologeten des „homeschooling“ versuchen, durch Militanz ihre Forderungen publik zu machen. Würden sie sich damit begnügen, für ihre Ideen, Ideale und Ideologien lauthals auf die Barrikaden zu gehen, wären sie Lobbyisten wie es andere für ihre Forderungen auch sind; um aber ihre Ambitionen in der breiten Öffentlichkeit zu verkünden, neigen sie oft dazu, sich zu Märtyrern eines diktatorisch betrachteten Schul- und Staatssystems aufzuspielen, darin oft von den Medien unterstützt, die solche Stimmung bringende „verquere Typen“ gerne in  ihren Quasselrunden dabei haben. Und dennoch: Könnte auch in diesem Fall der zur Richtschnur allen publizistischen Einsatzes avancierte Traum seine Verkünder dermaßen verblenden, daß das Ergebnis ein „traumatischer Albtraum“ wäre?

Dies sind einige der ethischen Aspekte, die mich dazu veranlassen, die familiäre Beschulung strikt abzulehnen – und deren Vertreter auf die negativen Effekte ihres Wirkens aufmerksam zu machen.

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Angesichts der bevorstehenden GHEC stellen sich mir verschiedene Fragen, die ich versuchen will, deutlich auszusprechen:
1.    Zwar versuchen die Initiatoren – inzwischen mit aller Gewalt, d.h. auf allen Kanälen der modernen Medien – die GHEC zu einem Forum für freie Bildung umzubiegen und hochzustilisieren. Für mich ist dies so, als versuchte die Bundeswehr, für militärische Ziele waffenverweigernde Pazifisten zu gewinnen! Hätte die GHEC tatsächlich ein Forum sein sollen für das Selbstverständnis, daß ein jeder Mensch sich frei bilden kann, also für das Selbstverständnis der Akkulturation, hätte es von Anfang an der anderen Träger bedurft – einige sind in Europa, ja selbst in Deutschland seit Jahren aktiv und tätig. Der bloße Blick aufs Programm der Konferenz dürfte darauf hinweisen, daß allen Ankündigungen – und allen polemischen Aussagen und allen versuchten Verteidigungsreden – zum Trotz die GHEC weder ein freies noch ein vielfältiges Forum ist...
2.    Im Prinzip könnte es mir ja egal sein, daß ein reicher Mäzen sich konstruktiv einbringt und ein solches Forum unterstützt; selbst einen aus den USA kommenden Förderer des Ausbruchs aus dem deutschen Schulanwesenheitszwang könnte ich hinnehmen. Aber: Welches ist wohl das bisher ungeklärte Ansinnen einer Gruppierung von evangelikalen Eiferern, die – grundgesetz- und menschenrechtswidrig – sogar für das elterliche Recht auf erzieherische Züchtigung des Kindes eintreten? Weshalb wollen oder müssen sie just in Berlin diese Konferenz durchboxen? Bedarf es noch der Erläuterung, daß ihre Positionen von homeschooling mit der Vorstellung eines Menschen, der frei sich bilden kann und will, unvereinbar ist?
3.    Ich habe nicht zu beurteilen, ob die Initiatoren – ob aus den USA kommend oder aus Europa – aus Verblendung oder aus Dummheit nicht sehen und einsehen, daß die GHEC eine Sackgasse ist, zudem unnötig, kontraproduktiv und gefährlich: Stellen wir uns mal vor, die GHEC könnte alle ideologischen Vorurteile gegen einen Ausbruch aus der Schulideologie handfest nähren und bestätigen, die in der öffentlichen Wahrnehmung bisher schon für ausreichende Schwierigkeiten sorgten.
4.    Übrigens stellt sich mir die Frage nach den möglichen Motiven der aus politischen Gruppierungen oder Parteien aufgestellten Referenten: Würden sie dies auch im Bundestag vertreten, ihre politischen Gegner würden ihnen – zu Recht! – ihre Nähe zu US-amerikanischen religiösen Fanatikern vorwerfen...
5.    Doch auch, ja vor allem um die vielen mobilisierten Menschen, die ihre Hoffnungen auf das „Wunder von Berlin“ setzen, mache ich mir Sorgen, denn es ist logisch, daß sie enttäuscht, vielleicht sogar verzweifelt werden. Hoffnungen wecken – und dann dermaßen verheizen? Ich finde es dramatisch. Was werden all diese Menschen dann anfangen? Das System Schule hinnehmen? Ins Exil ziehen? In die „innere Emigration“ flüchten? Bei den religiösen Fundamentalisten Schutz suchen?
6.    Anders formuliert: Diese Konferenz zeigt uns, wie es nicht gehen kann; doch sie weist auch auf die Bedingungen und Voraussetzungen eines erforderlichen Wandels hin: Statt der „romantischen Naivität“, was Eltern, was Kindsein, was Bildung bedeuten könnten; und statt der (Heils-)Erwartungen einer „fürsorglich-väterlichen, wohlmeinenden Autorität“, die alles zum Guten richten werde, ist Erwachen hin zur Erwachsenheit angesagt, also Autonomie, Mündigkeit, eben Bewußtheit. Ich befürchte, daß die GHEC subtil der weiteren Infantilisierung Vorschub leistet.
7.    Schließlich weiß ich durchaus, daß einige Leute mit der Hoffnung nach Berlin fahren, um dort eine kritische Position zu äußern. Es liegt mir fern, ihre ethische Position zu beurteilen und ihre Absicht zu kritisieren. Daß allerdings auf der GHEC etwas in Bewegung gesetzt werden könne, halte ich jedoch für naiv: Welcher der bisher aufgestellten Referenten vertritt das Grundrecht, frei sich bilden zu können?

Daher mein Vorschlag: Sollte es den im ersten Moment Begeisterten um etwas anderes gehen, als die GHEC – mit der HSLDA im Hintergrund! – anzubieten vermag, nämlich um das Recht eines jeden Menschen, frei sich zu bilden, so mögen sie ihre Intention, ihr Engagement, ihr Bedürfnis dort einfließen lassen, wo etwas Originelles und Konstruktives resultieren kann. Ja, wir brauchen dringend einen Kongreß, der den längstfälligen Wandel unterstützt: Aber eben, bitte sehr, formal, inhaltlich und personell mit völlig anderen Ansätzen gestaltet! Wer weiß, ob die GHEC immerhin der Anlaß war für eine solche Polarisierung, daß endlich Klarheit herrscht, wie der andere Ansatz lauten müßte, nämlich: Frei ist eine Kultur, wenn Menschen frei sind, frei sich zu bilden. Bedingungslos.

Bertrand Stern

P.S.: Vorsorglich weise ich darauf hin, daß meine Kritik an der HSLDA bitte sehr nicht als kategorische und kategorielle Ablehnung von christlichen Vereinigungen interpretiert werden möge; da mir die konstruktive Auseinandersetzung mit christlichen, islamischen, jüdischen, buddhistischen oder anderen religiösen Ansichten und Positionen kein Problem bereitet, wäre eine entsprechende Unterstellung bloß billige und polemische Vernebelung. Kernpunkt aller religiösen und ideologischen Anschauungen müssen aus meiner Sicht die in deren Mittelpunkt stehenden Werte sein: Würdigen sie die Person des Menschen – oder nicht? Sind sie verfassungskonform, also menschenrechtskompatibel – oder nicht? Bis auf den Beweis des Gegenteils, dürfte bei der HSLDA beides nicht zutreffen – oder?

20 Kommentare:

  1. Sehr geehrter Herr Stern, vielen Dank für diese klare Zusammenfassung des Konflikts. Einige Ihrer Kritikpunkte waren mir bekannt, andere noch nicht oder nicht in dieser Klarheit.
    Eines stört mich an Ihrer Argumentation aber nach wie vor, Zitat: "Doch auch, ja vor allem um die vielen mobilisierten Menschen, die ihre Hoffnungen auf das „Wunder von Berlin“ setzen, mache ich mir Sorgen, denn es ist logisch, daß sie enttäuscht, vielleicht sogar verzweifelt werden. Hoffnungen wecken – und dann dermaßen verheizen? Ich finde es dramatisch. Was werden all diese Menschen dann anfangen? Das System Schule hinnehmen? Ins Exil ziehen? In die „innere Emigration“ flüchten? Bei den religiösen Fundamentalisten Schutz suchen?"
    Weiter unten schreiben Sie: "Ich befürchte, daß die GHEC subtil der weiteren Infantilisierung Vorschub leistet." Nun, das mag Ihre Befürchtung sein, aber agieren Sie hier nicht genau wie die Leute, die Sie kritisieren? Sie wollen uns, die wir zur GHEC fahren und informieren wollen warnen, weil Sie glauben, daß wir eventuellen Vereinnahmungsversuchen nicht gewachsen wären und entweder enttäuscht werden oder uns den religiösen Fundamentalisten an den Hals werfen. Warum gestehen Sie uns nicht einfach zu, daß wir dort hin fahren, uns ein Bild machen und dann unsere Schlüsse daraus ziehen? Warum wollen Sie uns bevormunden? Sie können genauso wenig in die Zukunft schauen wie alle anderen und Sie können genauso wenig wissen wie wir, was diese Konferenz bringt.
    Es ist ein Risiko, natürlich. Ich investiere Zeit und Geld und möglicherweise habe ich nichts davon und fahre enttäuscht wieder weg. Das wäre nicht das erste Mal, daß ich Zeit und Geld in den Sand setze, damit werde ich fertig. Aber ich habe eben auch die Hoffnung, daß ich auf Gleichgesinnte treffen könnte und daß wir Mittel und Wege finden zusammen zu arbeiten.Und weil ich diese Hoffnung habe werde ich auch an der Konferenz teilnehemn. No Risk, No Fun!
    Mit freundlichen Grüßen von Julia Morgenroth

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    1. Sehr geehrte Frau Morgenroth,

      über Ihren Kommentar zu meinem letzten Blog-Beitrag habe ich mich gefreut. Ohne mich hierfür zu rechtfertigen, werde ich versuchen, dreierlei zu verdeutlichen – für diese Möglichkeit der Präzisierung bin ich Ihnen sehr dankbar.
      1.Hintergrund der Ihnen hervorgehobenen Aussagen sind konkrete Erfahrungen und Aussagen; in den letzten Wochen begegneten mir immer wieder Menschen, die mit einer ungemeinen Erwartung auf die GHEC schauen. Wäre diese ein offenes Forum, das die Möglichkeit von allerlei Begegnungen mit vielen Menschen und ihren Erfahrungen, Handlungsansätzen und Richtungen ermöglicht hätte, könnte ich die Initiative verstehen, sie vielleicht sogar gutheißen. Der einmal ausgesprochen formulierte, einmal subtil angedeutete Anspruch der GHEC, als ultimative Konferenz die Frage der in Deutschland zu ermöglichenden Bildungsfreiheit zu thematisieren, weckt in mir deshalb ein ungutes Gefühl, weil Akteure von „homeschooling“ oder „home education“ nicht unbedingt Vertreter der würdevollen Freiheit der Person sind, sich selbstbestimmt zu bilden. Weil die GHEC just dies gewiß nicht vermag, ist mir tatsächlich bange, wieviele Menschen trotz geweckter Hoffnungen und trotz teurer Gebühren letztlich keine Antworten werden erhalten können: erstens weil es DIE endgültige Antwort nicht gibt; zweitens weil jene Antworten, die öffentlich verkündet werden, völlig den verfassungsrechtlichen Vorgaben widersprichen – davon abgesehen, drittens, daß diese Antworten nicht mit den ethischen Vorstellungen und Positionen, wie ich sie beispielsweise seit Jahren einnehme und publizistisch vertrete, zu vereinbaren sind...
      2.Ehrlich gesagt, vermag ich nicht nachzuvollziehen, worin Sie eine mögliche Bevormundung von Interessenten sehen. Verübeln Sie es mir bitte nicht, wenn ich mir anmaße zu behaupten, dank meiner über vierzigjährigen Auseinandersetzung mit der pädagogischen Manipulation (und dank des „Antigifts“ hierzu, der „Antipädagogik“), gehe ich nicht nur davon aus, daß es mir fern liegt, Menschen zu bevormunden; ich hoffe, daß ich dies nicht einmal unbewußt tue. Schreibe ich also „Befürchtung“, dann meine ich dies nicht nur rhetorisch, sondern ernsthaft. Wäre es kein Widerspruch in sich, ich wollte die Würde der Person als Maß aller Maße hervorheben und würde hierbei Menschen beleidigen?

      Weshalb also die Befürchtung? Können Sie sich vorstellen, was Menschen tun, die in bezug auf den Schulanwesenheitszwang ihrer Tochter/ihres Sohnes in einer – beispielsweise juristisch – instabilen Lage sind und verzweifelt versuchen, aus dem Empfinden von Schmach auszubrechen? Können Sie die Gefahr sehen, daß sie sich dann bereitwillig einer erlösenden Doktrin/einem Dogma unterwerfen? Weil just bei dieser diffizilen Thematik Vorsicht und Umsicht ein absolutes Gebot sind, ist für mich die Frage des Bewußtseins einer Verantwortung, ja einer Haftung von Seiten der Veranstalter ganz und gar nicht unerheblich. Die immer wieder zu hörenden und zu lesenden Aufforderungen, die mich leider an Kampfparolen für Mobilmachungen erinnern, oder das sooft verkündete Leidvolle in Richtung Martyrium der armen betroffenen Familien wecken in mir nicht den Eindruck, als ob die Veranstalter sich der erforderlichen Sensibilität einer Verantwortung bewußt wären – oder habe ich sie bisher nur nicht wahrgenommen?

      Insofern darf ich hervorheben: Niemand kann (und will?!) der interessierten Person ihre eigene Entscheidung abnehmen. Meine Worte bezwecken lediglich, der bisherigen Desinformationskampagne mit einer dringend gebotenen Aufklärung zu begegnen. Dieser Aufklärung fühle ich mich als zivilisationskritischer Philosoph verpflichtet.
      Fortsetzung folgt aus technischen Gründen in 2. Antwort!

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    2. 3.Ich wäre ja gerne bereit, mein fatales Gefühl zum Schweigen zu bringen, wenn ich den Eindruck hätte, die GHEC böte Ort, Zeit, Rahmen und Personen, um die Fragestellung der Freiheit der Bildung konstruktiv und dynamisch anzugehen: etwa, wie Sie zu Recht schreiben, in einem Forum, wo Menschen sich treffen könnten. Gewiß! Und dies würde wahrscheinlich Ihre Position und Absicht „abdecken“. Könnten Sie mir allerdings darin zustimmen, daß die geplante Konferenz leider kontraproduktiv ist und es hierfür dieser so nicht bedarf? (Nebenbei möge angemerkt werden: Muß ein Forum, das der Begegnung dient, so organisiert sein und so teuer sein?)

      All die Aufregung rund um die GHEC zeigt eindeutig, daß in Deutschland hinsichtlich des Rechtes, frei sich zu bilden, höchster Handlungsbedarf besteht. Diesem Bedarf, also das Ansinnen, den obsoleten und kontraproduktiven deutschen Schulanwesenheitszwang zu Fall zu bringen, wird mit den hier vorgeschlagenen Ansätzen und Schritten gewiß nicht entsprochen... Doch selbst wenn ich die konkreten Ergebnisse der GHEC sicherlich nicht voraussagen kann, so komme ich nicht umhin, vorsichtig meine Befürchtungen zu artikulieren: Könnte nach dieser unsäglichen Konferenz der in der Öffentlichkeit angerichtete Schaden bewirken, daß jedwedes Gespräch verunmöglicht werde? Statt daß Konstruktives – im Sinne dessen, was ich versucht habe darzustellen – angepeilt werden könne, wird es allenthalben darum gehen darzustellen, daß das Recht, frei sich zu bilden, nicht bedeutet, „Kinder“ ihren „Eltern“ und deren Bildungsverständnis auszuliefern. Sie können mir glauben, daß es bisher schon schwer genug war, „unterwegs durch die Bildungsrepublik“ (so der Untertitel eines meiner schulkritischen Bücher!) für Freiheit einzutreten... Und dennoch werde ich nicht aufhören, mich in diesem Sinne zu engagieren. Hierfür werde ich es gewiß nicht bei nur „hehren Absichten“ und „schönen Worten“ belassen, sondern werde mich aktiv einbringen in einen originellen und innovativen Prozeß. An diesem mögen viele engagierte Menschen mitwirken – Sie doch gewiß auch!

      Ihnen meine besten Wünsche! Und herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und das Vertrauen!

      Freundlich grüßt Sie
      Ihr Bertrand Stern

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  2. Sehr geehrter Herr Stern, sehr geehrte Mitlesende,

    vielen Dank für Ihre Worte.

    Einen wichigen Punkt möchte ich aufgreifen. Sie schreiben: "Ja, wir brauchen dringend einen Kongreß, der den längstfälligen Wandel unterstützt: Aber eben, bitte sehr, formal, inhaltlich und personell mit völlig anderen Ansätzen gestaltet! Wer weiß, ob die GHEC immerhin der Anlaß war für eine solche Polarisierung, daß endlich Klarheit herrscht, wie der andere Ansatz lauten müßte, nämlich: Frei ist eine Kultur, wenn Menschen frei sind, frei sich zu bilden. Bedingungslos."

    Die Diskussionen, die Atmosphäre durch die Konferenz bei den Befürwortern und auch Kritikern und auch, das eine Konferenz in diesem Rahmen stattfindet, auf dieser Ebene, ... zeigen sehr, wie notwenig so eine Konferenz ist. Leider ist nicht alles so günstig an dieser Konferenz, wie auch in Ihrem Beitrag und den vielen Diskussionen erwähnt.

    Ich glaube, dass es eine Lücke gibt, ein Loch, das zeigt ja auch die Notwendigkeit. Und dieses Loch haben andere Organisationen erkannt und sich nun zu nutze gemacht und versuchen es zu füllen, trotz aller Kritik tun sie das weiterhin. Ich denke, dass man daran nur etwas ändern kann, wenn man selbst diese Lücke schließt, dann können sie andere nicht mehr ausfüllen.

    Das bedeutet aus der jetzigen Situation lernen und eine Konferenz veranstalten, verbunden mit einer Einigkeit der Organisationen, die dort mitmachen wollen, Zusammenkommen der Organisationen, die sich daran beteiligen wollen, z.B. BVNL, Clonlara, Verlage wie z.B. dem Verlag vom unerzogen Magazin, ..., aber auch die Organisationen anderer Länder, wie Frankreich, Östereich, Schweiz, England, Belgien, ... sowie Einzelpersonen, jeder ist angesprochen und auch Organisationen und Einzelpersonen mit gläubigen Hintergrund, soweit sich das mit den Menschenrechten, ... wie Sie bereits aufgeführt haben, vereinbaren lässt mit dem Ziel je mehr zusammenarbeiten, umso besser und stärker (allerdings müssen die Anliegen vereinbar sein).

    Weiterhin für jeden das Transparent machen der Anliegen und Ziele der einzelnen Organisationen sowie Einzelpersonen und wie sie sich einbringen wollen, der Planungen für so eine Konferenz usw. Vielleicht ist es auch sinnvoll einen Dachverband zu gründen. Gezielte Suche nach Entscheidungsträgern in der Politik und weitere Personen deren Einfluss und Interesse an der Sache nützlich ist sowie das gezielte Ansprechen von Ihnen, um auf das Anliegen aufmerksam zu machen. Sie als Gäste einladen. Gezielte Auswahl an Referenten und aktiven Personen für Vorträge. Gezielte Auswahl eines repräsentativen Veranstaltungsortes, ...

    Wie wahrscheinlich ist es so eine Konferenz in vielleicht einem Jahr auf die Beine zu stellen? Haben die Organisationen in Deutschland und den anderen Ländern sowie Einzelpersonen Interesse daran diese Lücke zu füllen und auch zusammenzuarbeiten sowie mehr Transparenz für ihre Arbeit auch für Einzelpersonen zu schaffen sowie an einem größeren Gesamtauftreten und die Zeit der einzelnen Splittergruppen mit wenig Transparenz zu beenden?

    Mit freundlichen Grüßen
    Susanne Hallge

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    1. "Wie wahrscheinlich ist es so eine Konferenz in vielleicht einem Jahr auf die Beine zu stellen? Haben die Organisationen in Deutschland und den anderen Ländern sowie Einzelpersonen Interesse daran diese Lücke zu füllen und auch zusammenzuarbeiten sowie mehr Transparenz für ihre Arbeit auch für Einzelpersonen zu schaffen sowie an einem größeren Gesamtauftreten und die Zeit der einzelnen Splittergruppen mit wenig Transparenz zu beenden?"

      Liebe Susanne,

      es wurde an die OrganisatorInnen der GHEC im Januar diesen Jahres der konkrete Vorschlag gemacht, die GHEC nicht auf Biegen und Brechen jetzt im November so laufen zu lassen, wie es begonnen wurde - nämlich unter dem Dach der HSLDA (auch wenn das nur den Insidern wirklich verständlich erscheinen mag), sondern dass sich alle zusammen hinsetzen, gemeinsam, evt. auch mit der HSLDA - aber als gleichberechtigtem Partner, nicht als übergeordnete Organisation - und die Konferenz noch mal von Neuem so gestalten, dass alle dabei sein können. Dieser Vorschlag wurde von den OrganisatorInnen abgelehnt.

      Dazu kann man nun kaum mehr etwas sagen ... Die Spaltung, die zwischen den Praktizierenden, Aktiven, Interessierten verschiedenster Couleur nun vermutlich offen vollzogen wird, ist kaum rückgängig zu machen ...

      Nach allem, was ich mittlerweile recherchiert habe (und ich habe mir viele Nächte damit um die Ohren geschlagen), ist genau das die Strategie der HSLDA - die sie ebenso seit ihrem Bestehen auch in den USA, in den einzelnen Bundesstaaten, immer wieder angewendet hat.

      Die Führungsriege der HSLDA besteht aus hochkarätigen Juristen - diese sichern sich Pfründe auf Jahrzehnte hinaus, dadurch dass die Lage für Homeschooler prekär ist und bleibt, es bestehen wirtschaftliche Interessen - neben den weltanschaulichen. Jedes Mitglied, auch in Übersee, bringt Geld - und man kann hier die Anwälte aufbauen, die dann wieder unter dem Dach der HSLDA arbeiten usw.

      Ein Zusammenkommen geht m. E. nur noch, wenn gesehen werden kann, wenn die Menschen sehen wollen, was für Machtinteressen da am Laufen sind. Das würde dann Konsequenzen haben. Die HSLDA hat übrigens das Entstehen eines starken europäischen Dachverbandes wahrgenommen und dies durch gezielte Intervention gleich in den Anfängen zuerstört - das war letzten Sommer in Spanien. Denn die Menschen wollten nicht wissen, dass sie dasselbe z. B. in England und Frankreich schon probiert hatten, Jahrzehnte bzw. Jahre früher - mit der gleichen Strategie.

      England und Frankreich sind nun eindeutig anti-HSLDA, aber andere, die nicht wissen wollen, sehen nicht, wie diese Organisation immer wieder geschickt die LÜCKEN nützt - und damit eigenständige Entwicklungen kaputt macht. Das sollte erkannt werden, akzeptiert werden - aber z. B. meine Beiträge, die kritischen dazu - wurden ja eher angegriffen (genaugenommen wurde ich in meiner Person wegen meinen Beiträgen angegriffen).

      Wie oft wollen wir noch von vorne beginnen? Weil offensichtlich jeder immer wieder selbst dieselben Fehler samt Konsequenzen daraus erleben muss? Weil man nicht bereit ist, z. B. nachzulesen, wenn einem Hinweise gegeben werden? (Das ist nicht auf Dich gemünzt, sondern einfach allgemein gefragt.)

      Was den Gegenstand - die Schnittmenge - des Interesses betrifft, halte ich es für möglich, dass alle sich dazu bekennen, dass es um das Kind geht, nicht um die Elternrechte. Ich kann es jetzt hier nicht ausführen, das würde zu lang, aber da geht es viel um Formulierungen und Verständnis, und nur bedingt um wirklich unvereinbare Grundsätze - denn auch ich gehe davon aus, dass Eltern im Prinzip immer das Beste für ihre Kinder wollen (auch wenn es dann oft nicht so gelingt, egal ob mit oder ohne Schule).

      Liebe Grüße,
      Elisabeth

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    2. Sehr geehrte Frau Hallge,

      zufällig las ich Ihren Kommentar, als ich meine Antwort an Frau Morgenroth verfaßte. Darin ist einiges angesprochen, das auch als Antwort an Ihren mit Interesse gelesenen Vorschlägen gelten könnte. Zunächst danke ich Ihnen sehr für die freundliche Anmerkungen.

      Nun bin ich sozusagen „ein alter Hase“ der Schulkritik und des Plädoyers für das Recht auf freie Bildung; insofern hege ich auch einige Erfahrung in der Gestaltung von und Mitwirkung an diversen Veranstaltungen, die als Kongreß, Symposium, Forum usw. präsentiert werden. Daher habe ich auch deutlich gemacht, daß in der Tat „etwas“ zustandegebracht werden sollte. Und meine Bereitschaft erklärt, hier mich konstruktiv einzubringen!

      Lassen Sie mich fünf Anmerkungen anbringen:
      1.Es sollte unterschieden werden zwischen einem „Forum“, das Menschen Ort und Zeit und „Inhalte“ für Begegnungen bietet; und einer Veranstaltung, bei welcher „kluge Leute“ etwas Wesentliches referieren – mit der Möglichkeit der anschließenden kritischen Diskussion. Oder aber es sollte eine Veranstaltungsform gewählt werden, die beides ermöglicht bzw. dazu herausfordert.
      2.Ich glaube nicht, daß wir einen neuen, weiteren (Dach-)Verband benötigen. Solche Organisationen gibt es genug! Wenn überhaupt, dann bedarf es der Sponsoren...Im übrigen wohnt dem Anarchischen, den Chaotischen, dem Spontanen, auch dem Emotionalen eine solche Wirkmächtigkeit inne, daß Vereinsorganisationen oder Dachverbände oder ähnliches der innovativen Energie schaden könnten. Was meinte Lenin: "Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!" Also: Organisieren, ja, aber im Sinne von organisch... nicht von – Ihnen nicht unterstellter! – (Verbands-)Diktatur!
      3.Die Reihenfolge scheint mir umgekehrt zu sein zu Ihren Vorstellungen: Erst klären, worum's gehen könnte/müßte; für wen; wofür; in einem 2. Schritt dann abklären, welche Personen dazugewonnen werden müßten; und in einem 3. Schritt Zeit und Ort definieren. Würde die Organisation andersherum stattfinden, könnte es zu ähnlich mißlichen Ergebnissen kommen wie bei so manchen Konferenzen...
      4.Obschon es sich von selbst versteht, erlaube ich mir den erforderlich pluridisziplinären Aspekt einer solchen Veranstaltung hervorzuheben: d.h. sie muß Vertreter verschiedener Fachgebiete zusammenbringen, auch mit dem Ziel, durch diese Pluridimensionalität den eindimensionalen „Schulanwesenheitszwang“ (und die sowohl staatlichen wie schulischen Behörden) überwinden zu können. An konstruktiven Anregungen, welche Personen hier eingeladen werden könnten, mangelt es mir auf Grund meiner Erfahrung nicht... Daß Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Organisationen aus dem In- und Ausland involviert werden sollen, ist zwar selbstverständlich, aber für diesen Zweck nicht ausreichend.
      5.Da Sie ausdrücklich den leipziger tologo verlag nennen, werden Sie es mir hoffentlich nicht verübeln, wenn ich darauf hinweise, daß eben dieser Verlag drei meiner Bücher publiziert hat, darunter „Schluß mit Schule – das Menschenrecht, sich frei zu bilden“ sowie das leider sehr ignorierte Buch: „Sehr verehrte Frau Bundesministerin für das deutsche Schulwesen – unterwegs durch die Bildungsrepublik“ (dieses Buch enthält zahlreiche Beiträge, die sehr nahe an der hier aufgeworfenen Frage sind!).

      Wenn Ihnen danach ist, mit mir Kontakt aufzunehmen: Mich würde es freuen. Da ich nicht weiß, wo Sie leben, darf ich erwähnen, daß ich zwar im Rheinland nahe Köln bin, aber vortragshalber viel unterwegs – für den Fall, daß ein persönliches Gespräch stattfinden sollte.

      Haben Sie nochmals besten Dank für Ihre Ermunterung! Freundlich grüßt Sie

      Bertrand Stern

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    3. Zu den möglichen Sponsoren möchte ich kurz auf effe http://effe-eu.org/index.php?lang=de hinweisen (European Forum for Freedom in Education). Es gab da eine Weile gute Kontakte und sogar etwas Zusammenarbeit - das Thema schulbesuchsfrei lernen war dort schon angenommen (besonders in einer Konferenz in Finnland, ca. im Jahr 2007 oder 2008, kam es zum Tragen). Leider wurde diese NGO ganz aus den Augen verloren ...

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  3. Sehr geehrter Herr Stern, sehr geehrte Mitlesende,

    vielen Dank für Ihre Präzisierungen.
    Ich möchte kurz meine Position in Sachen Bildungsfreiheit erläutern, vielleicht erklärt sich dann vieles von selbst.
    Sie schreiben Sie wären ein „alter Hase“ bei den Themen Bildung und Schulzwang. Nun ja, für mich ist die Problematik relativ neu und erst seit wenigen Wochen akut (weil mein Sohn erst vor wenigen Wochen eingeschult wurde).
    Und dann habe ich von dieser Konferenz gehört. Mir war bekannt, dass es bei den Gegnern des Schulzwanges zwei Lager gibt, die eher religiös motivierten und diejenigen, die eher aus dem alternativen Lager kommen (ich hoffe, das kann man grob so zusammenfassen). Nun hatte ich den Eindruck, dass sich beide Seiten zusammengerauft haben, ihre weltanschaulichen Differenzen hintenan gestellt haben und gemeinsam an einem Strang ziehen wollen – die Schulpflicht in Deutschland zu kippen. DAS fand ich wirklich großartig und konstruktiv. Vielleicht hat mich mein Eindruck getäuscht und es hat diese Einigkeit, unabhängig vom jeweiligen Weltbild nie gegeben. Aber schön fand ich die Vorstellung trotzdem.
    Letztlich entspricht es MEINEM WELTBILD, dass ich meinen Kindern ermöglichen möchte selbstbestimmt zu lernen. Wenn aber andere Eltern glauben, es wäre das Beste für ihre Kinder, sie in (streng) religiösem Sinne zu erziehen sehe ich mich nicht in der Position sie da eines Besseren zu belehren. Wer bin ich, dass ich ihnen da reinreden wollte? Solang die Grundrechte des Kindes nicht verletzt werden…
    Sicher finden umgekehrt viele Eltern meine Ansätze falsch, aber ich verbitte mir da jede Einmischung. Das bedeutet nicht, dass ich nicht an einem Austausch interessiert wäre, aber Bevormundung braucht wohl niemand. Ich taste mich vor, probiere aus: Was funktioniert und was nicht? Wie geht es meinen Kindern? Wie geht es mir? Läßt sich was verbessern?
    Und so habe ich schon ein paar Jahre Erfahrung gesammelt, bin aber nicht in der Position, dass ich allgemeingültige Grundsätze formulieren könnte (Ich bezweifle auch, dass es die geben kann, weil jedes Kind und jede Familie anders ist).
    Natürlich glaube auch ich, dass es das Grundrecht eines jeden Kindes ist sich so zu bilden und so zu lernen wie es möchte. Nur kann ich das für meinen Sohn im Moment nicht verwirklichen, sondern muß ihn in die Schule zwingen, um Ärger mit Polizei und Jugendamt zu vermeiden. Also ist mein erstes und wichtigstes Ziel den Schulzwang abzuschaffen und da bin ich nicht besonders wählerisch was die Mittel angeht. Das heißt ich bin bereit für dieses Ziel auch mit Menschen zusammenzuarbeiten, deren Weltanschauung ich nicht teile.

    Daß die Diskussion um Kinderrechte und die Diskussion darüber, wie Lernen gelingen und effektiver gestaltet werden kann eine sehr wichtige ist will ich überhaupt nicht bestreiten. Diese Diskussion wird ja inzwischen auch auf breiter Ebene geführt, man sieht das daran, dass die Unzulänglichkeit unseres Schulsystems inzwischen in sämtlichen Medien diskutiert wird. Ich möchte mich an dieser Diskussion unbedingt beteiligen. Sollte es in nächster Zeit eine Konferenz des BVNL oder von wem auch immer zu diesem Thema geben werde ich daran auf jeden Fall ebenfalls teilnehmen. Aber diese Fragen kann ich alle viel entspannter diskutieren, wenn der unmittelbare Zwang, nämlich die Schulpflicht, weggefallen ist. Dann ist der Kampf ja nicht beendet, dann wird es ja erst richtig spannend. Ich habe wenig Erfahrung mit dem Freilernen und ich vermute, dass es da vielen ähnlich geht. Wir werden noch viel diskutieren und ausprobieren müssen und darauf freue ich mich.

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  4. FORTSETZUNG:
    Ich sehe also nach wie vor keinen Widerspruch zwischen Teilnahme an der GHEC einerseits und Diskussion um Kinderrechte und neue Formen der Bildung andererseits. Zumal die vielen Juristen, die offenbar Mitglied der HSLDA sind bestimmt nicht die schlechtesten Bündnispartner im Kampf gegen ein unsinniges und veraltetes Gesetz (Schulpflicht) sind.

    Sie können sicher sein: Die vielen Vorbehalte, die gegen die HSLDA geäußert wurden führen sicher nicht nur bei mir dazu, dass ich in Berlin besonders aufmerksam hinsehen und hinhören werde. Sollte dort, quasi durch die Hintertür, versucht werden die Freiheit des Einzelnen einzuschränken werde ich das nicht hinnehmen und notfalls auch nicht zögern die Konferenz zu verlassen. Aber solang ich eine Chance sehe, dass durch diese Konferenz mehr Freiheit erreicht werden könnte werde ich diese Chance wahrnehmen.

    Bleiben noch die taktischen Überlegungen. Ich glaube, dass es ein guter Zeitpunkt und Berlin ein guter Ort ist, um öffentlich die Forderung nach Abschaffung der Schulpflicht zu stellen. Andere glauben das nicht und befürchten, dass die GHEC angesichts der starken Präsenz der HSLDA sämtliche Vorbehalte gegen „religiöse Spinner, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken wollen“ verstärken und deshalb kontraproduktiv wirken könnte. An dieser Überlegung mag was dran sein (und wäre für mich ein Grund mehr nach Berlin zu fahren, um zu zeigen, dass Gegner des Schulzwangs nicht automatisch streng religiös sein müssen). Nun rollt der Zug aber bereits. Die Konferenz wird stattfinden, die Öffentlichkeit ist hergestellt, jetzt muß man einen Umgang damit finden. Für „hätte“ und „wäre“ ist es zu spät.

    Wenn die weltanschaulichen Differenzen für einige Freilerner unüberbrückbar sind ist das schade, aber nicht zu ändern. Möglicherweise komme ich während der Konferenz zu einem ähnlichen Schluß. Aber da ich massive Zweifel am staatlichen Schulsystem in Deutschland habe werde ich diesen Strohhalm ergreifen, sei die Aussicht auf Erfolg auch noch so winzig.

    Elisabeth schreibt: „Wie oft wollen wir noch von vorne beginnen? Weil offensichtlich jeder immer wieder selbst dieselben Fehler samt Konsequenzen daraus erleben muss? Weil man nicht bereit ist, z. B. nachzulesen, wenn einem Hinweise gegeben werden?“

    Ich finde es erstaunlich, dass eine solche Position von jemandem geäußert wird, der sich doch eigentlich dafür einsetzt, dass jedes Kind seinen eigenen Weg finden kann und soll. Aber Erwachsene sollen das nicht dürfen? Ich möchte selbst ausprobieren, ob mir die GHEC was bringt oder nicht. Abgesehen davon kann keine Rede davon sein, dass ich irgendwelche Hinweise bekommen hätte. Stattdessen wurde ich massiv beleidigt und in die Nähe der Nationalsozialisten gerückt, weil ich die HSLDA nicht von vornherein als Bündnispartner ausschließe. Das ist nicht der Umgang, den ich mir wünsche. Trotzdem werde ich die Tatsache, dass die HSLDA so massiv kritisiert wird im Hinterkopf behalten und danke hiermit Herrn Stern für seine Ausführungen.

    Ich hoffe, dass die Ziele nicht unvereinbar bleiben und dass wir gemeinsam – jeder auf seine Weise - erreichen, dass die Schulpflicht abgeschafft wird und neue Wege des Lernens für unsere Kinder gefunden und ausprobiert werden.

    Mit freundlichen Grüßen von Julia Morgenroth

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    1. Sehr geehrte Frau Morgenroth,

      auf Ihren Kommentar ist Elisabeth Kuhnle schon sehr ausführlich eingegangen, daher erlaube ich mir ein paar nur kurze weitere Erläuterungen.
      1.Da für Sie „die Problematik relativ neu und erst seit wenigen Wochen akut (ist) (weil (Ihr) Sohn erst vor wenigen Wochen eingeschult wurde), finde ich es wunderbar, welche Schlußfolgerungen Sie ziehen! Nun gibt es aber zu dieser Fragestellung zu bedenken,
      * erstens daß der Schulanwesenheitszwang solange bestehen wird, wie Eltern (siehe zu diesem für mich belasteten und problematischen Begriff meine Erläuterungen!) die Schule begrüßen und unterstützen. Bedenken Sie bitte den Einsatz für schulischen Nachhilfe-Unterricht, in Deutschland astronomisch und wohl ein klingender Beweis des schulischen Scheiterns!
      * zweitens daß es kritische Literatur gibt, die einen Ausbruch begünstigen könnte, weil Wissen besser ist als nur Ahnen oder Fühlen und im Dunkeln unsichere Schritte gehen. Elisabeth nannte ein paar Autoren, ich darf noch hinzufügen:
      a) Olivier Keller: Denn mein Leben ist Lernen
      b) Alan Thomas: Bildung von zuhause (tologo verlag!)
      und hoffe, Sie verübeln mir nicht diesen Hinweis:
      c) Bertrand Stern: Schluß mit Schule – das Menschenrecht, sich frei zu bilden (ebenfalls tologo verlag!)
      * drittens daß es durchaus juristische Strategien gibt, für die ich bisher keinen Widerspruch bekam, weshalb ich sie gerne mit Juristen diskutieren würde;daher soll mit anderen gemeinsam ein Juristentreffen organisiert werden.
      2.Es ist sehr schön, wie Sie davon schreiben, „dass sich beide Seiten zusammengerauft haben, ihre weltanschaulichen Differenzen hintenan gestellt haben und gemeinsam an einem Strang ziehen wollen.“ Davon kann keine Rede sein, weil die Gemeinsamkeit im Vorfeld eine Offenheit vorausgesetzt hätte, die es aus bestimmten, andernorts ausführlich dargestellten Gründen nicht gegeben hat. Vielmehr ist es so, daß die GHEC-Veranstalter – wie Elisabeth es treffend beschreibt – gewisse Leute sofort ausgeschlossen haben – siehe bitte meinen ersten Blog-Beitrag. Und seien Sie versichert: Wenn dem geweckten seltsamen Gefühl nicht widersprochen wird, „steigert“ es sich zu einer Position, die Sie dann als „Anti-Position“ wahrnehmen können und beschreiben. Laß uns mal die Dissonanzen überwinden: Könnte es einen naheliegenden gemeinsamen Punkt geben? Ja, nämlich die ethische Fragestellung, ob im Mittelpunkt allen Fühlens, Denkens und Handelns das Subjekt – des frei sich bildenden Menschen – steht; oder im Gegenteil ein Objekt – dann ist es mir „wurscht“, wovon ein Objekt... (ob „Kind“, „Schüler“, „Heimschüler“ oder...)

      Fortsetzung folgt!

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    2. Fortsetzung
      3.Sie schreiben: „... Diese Diskussion wird ja inzwischen auch auf breiter Ebene geführt, man sieht das daran, dass die Unzulänglichkeit unseres Schulsystems inzwischen in sämtlichen Medien diskutiert wird.“ Da kann ich nur sagen: JEIN! Von Anfang an stand die Institution Schule im Zentrum der Kritik – und diese Kritik hat leider nicht dazu geführt, daß sie überwunden, sondern daß sie stets verbessert, sprich: schlimmer wurde. Im übrigen bezeichne ich die Diskussion um die Schulpflicht als eine nur Scheindiskussion, sozusagen als einen Nebenschauplatz. Und dieser Nebenschauplatz ist dem System Schule nützlich. Anderes? Verzeihen Sie, wenn ich wieder auf Punkt 2 verweise...
      4.Niemand hält Sie von einer Mitwirkung an der GHEC in Berlin ab: Weshalb auch? Nur: die von manchen Veranstaltern nach außen verkündeten Hoffnungen, geäußerten Positionen und Ähnliches... Dies kann ich nicht einfach hinnehmen! Wenn ich verkünde, von Berlin nach New York zu wollen und die Richtung Rom oder Istanbul einschlage, kann ich noch soviel Druck einsetzen: mein Ziel erreiche ich nicht! Die Richtung der GHEC ist gefährlich, weil in Deutschland ein Thema besetzt und politisch verkündet wird, das niemals Erfolg haben kann und wird, aber die Behörden endgültig in Alarm versetzt. Unnötig – und völlig kontraproduktiv. Da aber die Veranstalter gewarnt waren und ihre Ziele wider besseres Wissen verfolgt haben, erhebt sich die naheliegende Frage: ging es ihnen offensichtlich nicht um das Thema, das Sie meinen, sondern um ein anderes, subtileres Ansinnen? Hierüber will und brauche ich mich nicht weiter (zu) äußern...

      Konnte ich damit etwas klarstellen? Ich hoffe es und wünsche Ihnen alles Gute. Und wenn Ihnen danach ist: Ich freue mich auf die Fortsetzung des Dialogs. Seien Sie freundlich gegrüßt
      von Ihrem Bertrand Stern

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  5. Jeder Mensch soll seinen eigenen Weg finden - nie habe ich etwas anderes gesagt. Das Kind ist ein Mensch wie jede/r Erwachsene/r, nur eben noch klein und ohne langjährige Lebenserfahrung, dafür aber vermutlich (m. E.) mit anderen Qualitäten, welche Erwachsene oft nicht mehr haben.

    Aufgrund dessen, dass Erwachsene über ein weiteres "Instrumentarium" als Kinder verfügen, sich mit vorhandenem Wissen etc. zu beschäftigen, wäre es sinnlos, wenn jede/r Mensch immer wieder "von vorne" anfinge, wenn er/sie sich einen Bereich zu eigen machen will, zu dem es schon viel Geschriebenes, Gesagtes, Erfahrenes, Durchdachtes et. gibt. Es steht natürlich jeder/m frei, auf das, was schon da ist, schon erarbeitet wurde, nicht einzugehen, es außer Acht zu lassen ...

    Ich hatte hier auf effe hingewiesen. Es ist absolut erstaunlich, dass auf deutschem Boden, in der BRD-Hauptstadt, eine globale Konferenz stattfindet, welche wesentliche Protagonisten der letzten Jahre und Jahrzehnte außer Acht lässt ... ja, ist das vielleicht sogar kindisch zu nennen?

    Eine Protagonistin wäre Anke Caspar-Jürgens, die von deutscher Seite aus den Kontakt zu effe gesucht, gepflegt und intensiviert hat. Außer ihr sind es zahlreiche andere, die nicht angefragt, als potentielle RednerInnen eingeladen wurden ...

    Ich möchte bezüglich effe hier das Resumee zum 1. Internationalen Kolloquium für Home Education wiedergeben. Auch hier ist von Elternrechten die Rede, ebenso werden die Kinderrechte angesprochen. (Das Vokabular, das benutzt wird, ist das von Außenstehenden, daher sollten hier Begriffe wie "Homeschooling" nicht auf die Goldwaage gelegt werden.) Wesentlich ist, dass zu dieser Zeit - vor sechs Jahren - schon sehr viel von den Betroffenen/Aktiven in Richtung "selbstbestimmte Bildung" gedacht, gemacht, veröffentlicht wurde - wie man z. B. an der Herausgabe des im Resumee erwähnten Buches von Learning Unlimited sehen kann - das auf Basis europäischer Zusammenarbeit entstand.

    Als ich zum Thema "schulfrei leben - sich frei bilden" kam, habe ich das, was aus früheren Zeiten da war (Tilmann geht nicht zur Schule, Entschulung der Gesellschaft, Die Schule - ein Frevel an der Jugend u. a.), gelesen und davon profitiert. Der Entschulungs-Gedanke und die Besinnung darauf, dass ein Kind ein vollwertiger Mensch ist, haben auch in D eine bereits eigenständige Geschichte - es wären noch weitere Autoren zu nennen, wie der hier mitschreibende Bertrand Stern, Ulrich Klemm, Hans Eckbert Treu, Ekkehard von Braunmühl u. a. Es ist meine feste Meinung (die niemand annehmen braucht und die ich hier trotzdem öffentlich kundtun will), dass wir absolut gar nicht eine Art Nachhilfe aus den USA, von einem Patriarchen-Verein, der auch noch das große Geld und die große Einflussnahme im Sinn hat, wenn auch natürlich geschickt getarnt, brauchen - nein, diese beleidigt uns sogar. Dagmar Neubronner beleidigt alle, die hier bereits seit Jahren und Jahrzehnten etwas fundiert erarbeitet haben, indem sie diese nicht von aller Anfang an in die Planung des Groß(gedachten)Events einbezogen hat. Und sie und der dumme Kongress könnten - falls sie überhaut eine entsprechende Außenwahrnehmung haben werden - diejenigen, die hier IN D - ohne weggelaufen zu sein - ihre Kinder schulfrei leben und lernen lassen, gefährden. Denn genausowenig wie der französische Staat (siehe das effe-Resumee) mag es der deutsche Staat, wenn das "Homeschooling" eine überwiegend von Sekten/religiösen Gemeinschaften genutzte Sache ist.

    (weiter im nächsten Kommentar von mir)

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  6. Während z. B. in einem Schulamtsbezirk in meiner Wohnortnähe eine über viele Jahre bestehende, niemals anerkannte (weil die Gründer die Anerkennung nicht wollten, um bestimmte Lehrinhalte nicht behandeln zu müssen) streng-religiöse "Schule" (organisierter häuslicher Unterricht mehrerer Familien in Schulform) letztendlich geschlossen wurde, machen im selben Schulamtsbezirk sich frei bildende Kinder einer autonomen Familie unbehelligt ihre schulfreien Bildungswege weiter - sie sind bekannt, verstecken sich nicht, haben ihren Status am Familiengericht ausgehandelt, haben sozusagen eine offizielle Duldung!

    Doch hier nun das effe-Resumee:

    Internationales Homeschooling Kolloquium, 22.-23. April 2006 in Reims, Frankreich

    Im vergangenen Jahr besprach der effe-Vorstand Möglichkeiten zur Aktivierung der Arbeit in Gegenden Europas, in denen das effe nicht stark vertreten ist. Ein Vorschlag war die Unterstützung von kleineren Kolloquien, die von Mitgliedern oder befreundeten Gruppen
    organisiert werden, um, z.B. ihre lokalen Probleme etwas besser zu beleuchten. Dadurch hätte das effe die Möglichkeit sich einem neuen Publikum bekannt zu machen. Aufgrund einer Initiative unseres französischen effe-Mitgliedes Jennifer Fandard fand in Reims vom 22.-23. April solch ein Kolloquium statt. Das Treffen wurde organisiert von der französischen Organisation Les Enfants d’abord (Die Organisation für die Freiheit des Unterrichts) Das Interesse war sehr groß:

    Über 100 Delegierte verschiedenster Homeschooling-Organisationen aus Frankreich, Deutschland, Belgien, der Schweiz, England und Irland waren anwesend. Das Hauptthema des Treffens bezog sich auf das Recht der Eltern über die Bildung ihrer Kinder zu entscheiden und insbesondere auf ihre Entscheidung, ihre Kinder zuhause zu bilden. Eltern, die ihre Kinder zuhause erziehen und bilden wollen, bekommen z.B. in Frankreich und Deutschland große Schwierigkeiten. In Irland dagegen ist diese Form der Bildung neuerdings akzeptiert als Teil der gesamten Bildungsszene. Rahmenbedingen und Durchführung werden von einem Inspektor kontrolliert, der nicht schon mit einer Antistimmung bei den Familien erscheint. Das Kolloquium war somit eine gute Gelegenheit Erfahrungen auszutauschen und mögliche Herangehensweisen oder Hilfestellungen zu diskutieren.

    (weiter im nächsten Kommentar)

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  7. Aber Gesetzesgrundlagen und Behördenprobleme waren nicht die einzigen Themen des Kolloquiums. Es gab auch viel Raum und Zeit, um über Pädagogik Zuhause und in der Familiengruppe zu diskutieren. Besonders interessant war hier die Lesung des Dr. Alan
    Thomas der Universität London über die Ergebnisse seiner internationalen Forschung auf dem Gebiet des informellen Lernens. Außerdem wurde in der Plenarsitzung Platz eingeräumt für die Arbeit des effe und für Gespräche mit unserem Vize- Präsidenten Robert Bell. In seiner Rede machte R. Bell darauf aufmerksam, dass das effe das Anliegen der Kolloquiumbesucher unterstützt, denn Homeschooling ist auch ein logisches Resultat verschiedener internationale Deklarationen, die den Eltern das Recht gewähren, die Erziehung ihrer Kinder vorrangig selber zu bestimmen. Gleichzeitig erinnerte er aber daran, dass man dabei die internationalen Kinderrechte nicht aus den Augen verlieren dürfe. Auch Zweifel an der Fähigkeit mancher Eltern die Bildung ihrer Kinder selber zu organisieren, sind durchaus legitim. Es gibt Beispiele von Eltern, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken, sich aber auch nicht um adäquate Bildungsmöglichkeiten kümmern. Robert Bell gab den Homeschoolern den Rat, auf die Qualität dieser Bildungsform zu achten. Sie sind es, die den Beweis liefern müssen, dass ihre Kinder gute Bildung erhalten. Das verlange nun mal eine Gesellschaft, die traditionell davon ausgeht, dass Kinder in die Schule gehören. Nur mit dieser positiven Einstellung würden sie auch auf Dauer für sich und ihre Kinder eine zufrieden stellende Resonanz erwarten können.

    Weiterhin informierte Lies Feron, unsere European Affairs Managerin über ihre Arbeit in Brüssel. Zum Schluss wurde auch noch ein Buch vorgestellt: Selbstbestimmtes Lernen und Bildung ohne Schule: eine europäische Perspektive, herausgegeben in drei Sprachen (Englisch, Deutsch und Französisch – ISBN 1900219 31 X, Hrsg. von Leslie Barson). Es beinhaltet Beiträge aus ganz Europa. Exemplare werden auch auf dem effe-Kolloquium in Finnland angeboten.

    Fußnote
    Kurz nach dem Treffen in Reims wurde von MIVILUDES, der offiziellen französischen Sektenprüfbehörde, ein Dokument herausgebracht, in dem der Erfolg der Behörden, die Anzahl der Zuhause unterrichteten Kindern zurückzudrängen, begrüßt wurde. Es wird von offizieller Seite davon ausgegangen, dass sich der Zuwachs an Homeschooling hauptsächlich auf Sektenaktivitäten begründet. Die Zahl ist in den letzten Jahren wohl von 6000 auf 1000 Kindern zurückgegangen. Les Enfants d’abord hat nun gegen diesen Bericht protestiert und begrüßt jede Unterstützung in ihrem Kampf für eine legitimes Recht auf Homeschooling in Frankreich.

    Redaktion: effe-Sekretariat
    L.Feron/B.Ziegler-Fonck
    contact@effe-eu.org

    http://www.effe-eu.org/images/Newsletter/Deutsch/info%2004%202006%20dt.pdf (Seite 4)

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  8. Dieses Video ist zwar auf Englisch, aber falls man das nicht scheut, sehr interessant:
    https://www.youtube.com/watch?v=uVsB8pQ0r80&feature=related
    Dieses und weitere Videos, welche verschiedene RednerInnen aus verschiedenen Ländern zeigen, unter denen auch solche sind, die bei der GHEC sein werden, entstand bei einer europäischen Konferenz zu Home Education im Sommer 2011 in Spanien.

    Verschiedene RednerInnen aus verschiedenen Ländern stellen sich kurz vor:
    https://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&NR=1&v=q48Mv8ko22g

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  9. Sehr geehrter Herr Stern, sehr geehrte Mitlesende, sehr geehrte Frau Kuhnle (ich war mir bisher nicht sicher, ob Sie es sind, aber der Bemerkung von Herrn Stern entnehme ich, daß Sie die gleiche sind mit der ich schon auf facebook "zusammengerasselt" bin),
    ich fürchte wir kommen nicht zusammen. Zum einen werde ich das Gefühl nicht los, daß Sie mich in eine Ecke drängen wollen und als naiv, unbelesen, ungebildet hinstellen wollen (z.B. mit Sätzen wie "Als ich zum Thema (...) kam, habe ich das, was aus früheren Zeiten da war (...) gelesen und davon profitiert." oder "Es steht natürlich jeder/m frei, auf das, was schon da ist (...), nicht einzugehen" oder "Dieses Video ist zwar auf Englisch, aber falls man das nicht scheut, sehr interessant.")
    Seien Sie unbesorgt, ich kenne viele der Bücher, die Sie beide aufführen, habe auch etliche hier stehen und zum Teil gelesen. Auch ein englischsprachiges Video bringt mich nicht in Verlegenheit. Aber wie Sie vielleicht wissen hat man mit zwei kleinen Kindern nicht so viel Zeit und Muße zu lesen, wie man manchmal gern hätte. In einem persönlichen Gespräch mit Menschen, die mich an ihren Erfahrungen teilhaben lassen komme ich oft schneller zum Ziel. Ganz davon abgesehen lebe ich als Mutter in dieser Gesellschaft sowieso schon relativ isoliert, das heißt ich freue mich einfach auch auf die Gelegenheit andere Eltern, die ihren Kindern selbstbestimmtes Leben und Lernen ermöglichen möchten kennzulernen. Und ich weiß aus diversen Foren, daß solche Eltern planen nach Berlin zu fahren und sie sind bestimmt keine religiösen Fundamentalisten (Hallo Ihr alle :-)).

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  10. FORTSETZUNG:
    Was mich aber wirklich entsetzt ist Ihr Satz:
    "erstens daß der Schulanwesenheitszwang solange bestehen wird, wie Eltern (...) die Schule begrüßen und unterstützen."
    Es wird wahrscheinlich immer Eltern geben, die ihr Kind als so eine Art Zucht- Objekt sehen, welches sie gar nicht genug "fördern und fordern" können. Ich kenne solche Eltern persönlich. Das ist sehr traurig, aber was hat das mit mir und meinen Söhnen zu tun? Wenn Sie gar nicht daran glauben, daß Eltern, die sich für die freie Entfaltung ihrer Kinder einsetzen eine Chance haben, warum engagieren Sie sich dann überhaupt?
    Sie können es von mir aus naiv finden, aber ich glaube, daß Veränderung und ein Ende der Schulpflicht möglich ist, und zwar schon sehr bald. Die Reformiererei hat inzwischen zu katastrophalen Ergebnissen geführt, niemand weiß mehr woran er mit der Schule ist und worauf es ankommt. Ich sehe nicht, daß diese Tendenz aufzuhalten geschweige denn umzukehren ist und mir ist auch gar nicht daran gelegen. Ich kann weder für andere Eltern noch für andere Kinder die Verantwortung übernehmen, geschweige denn für das ganze Schulsystem. Wenn ich es meinen beiden eigenen Kindern ermöglichen kann sich weitgehend frei zu entfalten ist das mehr als genug für mich.
    Ich komme aus der ehemaligen DDR. Kein Mensch hätte dort geglaubt, daß in naher Zukunft die Mauer fallen könnte, aber eines Nachts war sie einfach weg! Weil das System am Ende war! Das Schulsystem in diesem Land ist ebenfalls am Ende und es ist mir völlig egal wodurch es den entscheidenden "Stups" bekommt.
    Sie schreiben: "Im übrigen bezeichne ich die Diskussion um die Schulpflicht als eine nur Scheindiskussion, sozusagen als einen Nebenschauplatz." Möglich. Aber die Abschaffung der Schulpflicht ist mein persönliches Ziel. So wie die Reisefreiheit in der DDR schon immer mein Ziel war. Was der/ die einzelne mit der Freiheit dann anfängt soll jeder selbst entscheiden. An anderer Stelle habe ich mal geschrieben: "Ich plädiere ja nicht für eine Abschaffung der Schulen, sondern für die Abschaffung des Zwangs dort hin zu gehen." Wenn Eltern glauben, daß ihre Kinder am besten in der Schule aufgehoben sind werde ich ihnen da nicht dreinreden. Aber ICH möchte meine Kinder da nicht hinschicken müssen. Hätte effe eine Konferenz organisiert wäre ich zu dieser gefahren. Nun war es eben die HSLDA. Meinen Kindern ist das egal und mir deshalb auch.
    Was danach kommt: Wer weiß es? Aber wie Sie immer wieder betonen und wie ich auch ohne Sie schon wußte: Es wurde bereits viel Vorarbeit geleistet und viele Erfahrungen mit dem Freilernen gesammelt. Von diesen Erfahrungen werden wir alle profitieren.
    Was die Gefährdung der halb legalen Freilerner in Deutschland betrifft: Ich habe bereits oben geschrieben, daß der Zug jetzt rollt. Die Öffentlichkeit ist hergestellt und das Ganze läßt sich nicht mehr aufhalten. Ich hoffe sehr, daß niemand dadurch Nachteile hat. Aber mein Gefühl ist: Es ist höchste Zeit für Öffentlichkeit. Oder wie es Dagmar Neubronner ausdrückte: "Die Zeit der Vereine und Grüppchen ist vorbei."
    Ich habe den Kongreß nicht organisiert und mit der Zeitplanung nichts zu tun. Aber jetzt kann ich "die Welle nur noch surfen". Und hoffen, daß es gut geht. Ich hoffe auf viele Mitsurfer.
    Mit freundlichen Grüßen von Julia Morgenroth

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    1. Sehr geehrte Frau Morgenroth,
      Haben Sie besten Dank für Ihre Erläuterungen. Ich weiß nicht, ob Sie mir übelnehmen werden oder verstehen: Mir wird immer weniger klar, was Sie mit dem, was Sie formuliert haben, (mir?) mitteilen möchten. Ich wüßte nicht, wer Sie von einem Besuch der GHEC abhalten will, wenn diese Veranstaltung das ist, was Sie benötigen. Und wenn die GHEC das für Sie geeignete Forum ist, um den unsäglichen deutschen Schulanwesenheitszwang zu kippen: Wieso sollte ich, der diesem Ziel seit über vier Jahrzehnten verfolgt, mich nicht über eine solchen Wandel freuen? Vielleicht, so befürchte ich, konnte ich das, was ich meine, nicht deutlich genug zum Ausdruck bringen? Mir geht es nicht primär um Sie als Person, als Mutter, als Staatsbürgerin, als Schulgegnerin; mir geht es darum, daß just diese – von Ihnen weshalb und mit welchen Vorstellungen und Hoffnungen auch immer gepriesene – GHEC weitaus weniger nützlich als schädlich ist. Sollte sie in ihrem publizistischen Ansinnen erfolgreich sein – und die Veranstalter setzen derzeit ihre letzten emotionalen Kräfte, um zu retten, was vielleicht noch zu retten ist; um jedenfalls zu verheimlichen, was nicht allzu publik werden dürfe... – könnten in Deutschland alle alarmierten Schulbeamten und alle Justizbehörden sich veranlaßt sehen, statt der naheliegenden, „einfachen“ menschenrechtlichen Klarheit (Da jeder Mensch Subjekt ist, steht ihm selbstverständlich das Recht – nicht die Pflicht! – zu, frei sich zu bilden!), wird eine ungesunde Verquickung von "Freilernern", "homeschoolern", religiösen Fanatikern und anderen zu noch drastischeren repressiven Maßnahmen führen. Was werden dann einige, womöglich gar viele Menschen tun – außer jammern? Mag es Ansinnen geben, über die wir vielleicht Einigkeit erlangen könnten, so „heiligt“ dennoch nicht jedes Ziel die Mittel... Und da frage ich mich nunmal: Gibt es zwischen Ihnen – und anderen, die schweigend unsere Diskussion verfolgen – und mir ein gemeinsames Ansinnen? Ein gemeinsames Grundverständnis? gemeinsame Konsequenzen?
      Übrigens: Das von Ihnen gewählte Beispiel des Zusammenbruchs des SED-Systems ist mir wohl bekannt – allein der Vergleich „hinkt“. Daß die DDR so plötzlich versank, mag zwar auch daran gelegen haben, daß – weshalb auch immer – zunehmend mehr Menschen sich diesem System entzogen, welches durch einen drohenden Staatsbankrott ohnehin nicht weiter existieren konnte; an eine weitere selbstverständlich nur systemimmanente Reform glaubte wohl kaum noch jemand – zumal die Zeichen ohnehin in eine andere Richtung wiesen. Weshalb der Vergleich „hinkt“? Aus meiner Sicht weil in diesen fantastischen und bangen Momenten großer Weltgeschichte Menschen sich verweigerten und ihre Position artikulierten, indes just an dieser Stelle ich leider keine Parallele mit der oder gar Übertragbarkeit auf die Schule zu entdecken vermag. Habe ich dies in vorigen Kommentaren nicht klar genug zum Ausdruck gebracht, als ich meinte, in Deutschland gäbe es den Schulanwesenheitszwang längst nicht mehr, wenn Mütter und Väter ihre subtile Kooperation mit dem Schulsystem aufgekündigt hätten – statt es zum angeblichen Wohle ihrer Sprößlinge zu unterstützen?
      Ein Letztes für mich heute: Ich werde der GHEC nicht die Ehre erweisen, sie durch meine Kritik aufzuwerten – wo Ignorieren angesagt ist! Ehrlich gesagt: Der konkrete Beistand von jungen, wegen ihrer Schulverweigerung von Schulbehörden verfolgten Menschen beschäftigt mich ungleich mehr als etwa die Auseinandersetzung mit den Lobpreisungen und Versprechungen der GHEC-Veranstalter, eingerahmt durch „große Worte“ „großer Politiker“. Deshalb kann ich nur sagen: Selbst wenn Ihre Wege Sie nach Berlin ziehen, wo ich Ihnen alles Gute wünsche, könnten in den nächsten Jahren Ihre "zwei kleinen Kinder" vom Problem „Schule“ betroffen sein: Wer weiß, ob Sie meine Position dann eher nachvollziehen werden... Seien Sie nun, sehr geehrte Frau Morgenroth, freundlich gegrüßt
      von Ihrem Bertrand Stern

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  11. Nur zur Klarstellung:
    Mein Satz "Dieses Video ist zwar auf Englisch, aber falls man das nicht scheut, sehr interessant" bezog sich auf niemand konkreten, sondern wurde im Wissen darum so formuliert, dass ich immer mal wieder Rückmeldung bekomme, dass man (= die Menschen, die sich mit mir direkt austauschen und das so sagen oder schreiben) Englisch zwar könne, aber es doch mühsam ist und sozusagen ein Hindernis herstellt, wenn etwas auf Englisch ist - hier insbesondere deswegen (m. E.) erwähnenswert, weil ja die RednerInnen im Video aus Deutschland stammen und zwei von ihnen Deutsch als Muttersprache haben.

    Ich finde es bisschen albern, mich mit Menschen, die sich sonst duzen, hier oder auf FB zu siezen, drum schreibe ich diesen Kommentar einfach ohne Anrede. Ich lege selbst im Übrigen auch keinen gesteigerten Wert darauf, in einem informellen Kreis, wo es um gemeinsame Interessen geht, gesiezt zu werden - aber das nur am Rande ;) Kann ja jede/r machen, wie sie/er will - nur ich bringe (im konkreten Fall) eben kein Sie zustande (was wiederum keine Abwertung ist).

    LG Elisabeth :)

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  12. Wie wär's mit einer TED Konferenz nach dem Beispiel der Freien Schule Brooklyn? Der Vortrag von Seth Godin, den ich hier verlinke, beantwortet vielleiht auch so manche Frage aus der Diskussion hier.
    https://www.youtube.com/watch?v=sXpbONjV1Jc

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